Norddeutsches Schuhmacherhandwerk startet neu durch: Gerade auch die Schuhreparatur ist wichtiger denn je.  

Pressebericht über die Innungsversammlung von Schleswig-Holstein, Christine Ax

Das offenen Treffen der Schuhmacherinnung Schleswig-Holstein, zu dem Norbert Popp seine Kolleginnen aus ganz Norddeutschland eingeladen hatte, war ungewöhnlich gut besucht. Der Gesprächsbedarf war groß. denn es gibt viel zu tun. Übereinstimmend wurde festgestellt, dass Corona auch für das Schuhmacherhandwerk mit einer schweren Krise verbunden war. Und dass vor allem die Nachwuchsfrage zur Existenzfrage werden könnte. Die sinkende Zahl an SchuhmacherInnen in Deutschland trifft heute auf eine wachsende Nachfrage. Denn noch nie war die Schuhreparatur so wichtig wie heute und die Nachfrage wächst.  

Immer mehr Kunden sind – aus guten Gründen – an der Schuhreparatur interessiert. Sei es, dass sie nicht mehr das Geld haben, um Schuhe einfach wegzuwerfen und neue zu kaufen. Sei es, weil sie verstanden haben, wie wertvoll gute Schuhe sind und mit welchen großen Umweltschäden die Wegwerfkultur einhergeht. Anlass für das Treffen war unter anderem auch die Vorstellung der bundesweit agierenden Kampagne Repair Your Pair, über die Samantha Galley informierte.  Eine bundesweite Initiative, die die Schuhreparatur im Fokus hat und Nachfrage und Angebot an Schuhreparaturen zusammenbringt.  

Mit bedauern wurde zur Kenntnis genommen, dass ein Reparatur-Bonus, wie es ihn z.B. in Österreich gibt, von der Bundesregierung nicht unterstützt wird, wohl aber von ersten Bundesländern beschlossen wurde. Mit Blick auf Frankreich und der dort geplante Reparaturbonus für Textilien und Schuhe kann die Bundesregierung vielleicht doch umstimmen werden. Dennoch wurde bei der Veranstaltung klar, dass es wichtig ist an diese r Forderung oder anderen wie die Mehrwert-Steuersenkung für Reparatur festzuhalten. 

Norbert Popp, der das Treffen mit großem Engagement organisiert hatte, freute sich über die vielen Gäste, die der Einladung gefolgt waren. In der Vorstellungsrunde wurde deutlich, wie innovativ und vielseitig Norddeutschlands SchuhmacherInnen sind, und wie groß die Chancen und Verdienstmöglichkeiten. Die Bandbreite des Angebotes der SchuhmacherInnen und ihr Können hat alle überrascht: Neben der Herstellung neuer Schuhe und der Reparatur als Standbein hatten fast alle SchuhmacherInnen über spannende weitere Geschäftsbereiche zu berichten, die sie zu erfolgreichen UnternehmerInnen machen. Neben eigenen Produkten, die erfolgreich entwickelt und vermarktet werden, erweisen sich ergänzende Handelsanteile (Lederprodukte aller Art) oder innovative Serviceideen – wie das „Überland“-Fahren – als gute Stand- oder Spielbeine.  

Auch das Internet erweist sich zunehmend als eine der wichtigsten Chancen: Gerade, weil die wachsende Nachfrage nach Schuhreparaturen auf ein sinkendes Angebot trifft, erweist sich die Online-Vermarktung der Reparatur inzwischen als rentabel und ein Zukunftsfeld. Am Beispiel des Schuhhauses/Schuhmacherei Popp in Hademarschen wurde deutlich, wie erfolgreich regionale Social-Media-Kampagnen für Schuhmachereien sein können.  Und dass die Suche nach Nachwuchs sowohl über die direkte Ansprache in Schulen als auch über Social Media Früchte tragen kann. Wichtig war auch die Erkenntnis, dass der Anteil junger Frauen an den Ausbildungszahlen inzwischen so stark angewachsen ist, dass die These “Die Zukunft des Schuhmacherhandwerks ist weiblich” von Samantha Galley (www.repair-your-pair.de) auf Zustimmung stieß.  

Die Schuhmacher und Schuhmacherinnen genossen ganz offensichtlich die Möglichkeit des Austausches und unterstrichen die Bedeutung der Zusammenarbeit in Schleswig-Holstein und mit dem Bundesverband. Weitere Treffen – auch online – wurden verabredet. Für das Thema Nachwuchsgewinnung und Ausbildung sollen verstärkt gemeinsam Lösungen entwickelt werden.  

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